In Erwartung leben

"In Erwartung leben" heißt im Advent leben. Auf jemanden, auf etwas warten, nicht sofort an einem Ziel angekommen zu sein, sondern ein großes Ziel vor Augen haben. Abwarten, bis sich der Höhepunkt nähert - bis sich die Zeit erfüllt. Aushalten und nicht sofort alles erfüllen.

In Erwartung leben

Warten, bis der Freund, die Freundin kommt, bis das Kind zur Welt kommt. Es gibt viele Situationen des Wartens und wenn es nur im Wartezimmer eines Arztes ist.
Stets wird Warten mit Langeweile verbunden, es kostet Geduld und Ausdauer. Wer wartet schon gerne? Warten fällt schwer - denn unser Bedürfnis liegt oft darin, unser Erwarten gleich zu erfüllen.
Advent ist eine Vorbereitungszeit auf das Kommen Jesus Christus hin. Sonntag für Sonntag nähern wir uns dabei Seiner Ankunft. Wir sollen Zeit haben, um uns auf den großen Tag vorzubereiten.

  

Im Warten lassen wir uns auf einen Weg ein,
der sich nicht auf einmal erschließt,
sondern erst im geduldigen Erwarten.

   
Erwarten des Lebens ist ein Weg zur Mitte. Der Mensch, der sich auf dem Weg zu einem Ziel hin bewegt. Von Anfang an ist seine Mitte sichtbar, die Distanz dahin scheint nur kurz. Doch sobald man sich darauf zu bewegt, führt einen der Weg immer wieder an seinem Ziel vorbei. Das Gehen in die Mitte weckt Gefühle, dass der Weg unheimlich lang ist, dass es zwecklos sei, überhaupt weiter zu gehen. Enttäuschungen, Unzufriedenheiten, Sorgen, lassen immer wieder Zweifel aufkommen, ob sich das Weitergehen lohnt. Gleichzeitig spürt man aber, dass es diese Mitte geben muss, also nimmt man sein Herz in die Hand und geht weiter. Und auf einmal, oft überraschend erreicht man schließlich das Ziel. Der Weg des Menschen zur Mitte hin ist ein anspruchsvoller Weg. Ein Weg zu Gott, ein langer Weg, auf dem wir täglich einen kleinen Schritt näher zu Gott kommen.

Es geht nicht rasch, und es ist nicht einfach. Wer zur Suche nach sich selbst und nach dem Sinn des Lebens aufbricht, kann nicht erwarten, dass das so nebenbei zu erledigen wäre. Es liegt ein langer unbekannter Weg vor einem. Das ist oft schmerzlich. Erwartungen an sich selbst, und an andere werden enttäuscht. Erwartungen bleiben unerfüllt. Wer will schon alleine warten, wer hat es schon gerne, wenn sein Leben (scheinbar) an der Mitte vorbeiführt.
Aber kein Mensch geht diesen Weg, ohne die Möglichkeit zu haben, das Ziel zu erreichen. Niemand ist seinem Ziel so weit entfernt. Denn nicht ein bestimmter Abschnitt des Weges ist entscheidend, sondern der ganze Weg.
Das Leben ist ein Gehen und Suchen und Suchen und Gehen - über Jahre hinweg. Alles kommt darauf an, nicht aufzugeben, nicht zurück zu wollen, sondern die Mitte anzustreben.
Der Advent ist eine Zeit auf die Mitte hin, zur eigenen Mitte, zur Mitte der Mitmenschen, zur Mitte Jesus Christus.

(Für Sie zusammengestellt von Sr. Pirmin)

Dezember 2004

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