Portrait Sr. Modesta Derendinger

Von einem Vorbild begeistert

Noch heute sehe ich deutlich vor mir, wie ich in unserem grossen Kaninchenstall vor Schulkameradinnen und -kameraden stand und ihnen etwas wie Nachhilfeunterricht in Religion erteilte. Einige umgestülpte Harassen dienten als Schulbänke. Ich erklärte ihnen nochmals, was wir beim Pfarrer gehört hatten, gab ihnen Zeit zum Repetieren und fragte sie dann ab. Um ihnen diese Lektionen schmackhaft zu machen, bot ich ihnen nachher Kuchen an. Es folgten fröhliche Spiele.
Ich war damals in der 5. Primarklasse. Der Pfarrer hatte uns von Don Bosco erzählt, und auf diese Art wollte ich diesem nacheifern.

Aus Spiel wird Ernst

Einige Jahre später folgten die Schulentlassungsexerzitien. Sie gefielen mir sehr! Was ich zu hören bekam, war wirklich super! Auf dem Heimweg trafen wir Mädchen am Bahnhof unsere Kollegen (Damals wurden Mädchen und Jungen getrennt in die Exerzitien geschickt.). Als mich R. fragte, wie es gewesen sei, antwortete ich: "Hawass! Nichts als verlorene Zeit." Und - was man als junger Mensch sonst noch so sagt, um "in" zu sein. Im gleichen Augenblick wusste ich: So geht es nicht. Ich muss zu Gott stehen, ich muss für ihn Zeugnis geben, da er mir ja wirklich viel bedeutet.

Gottes Wege  ...

Heute bin ich seit 26 Jahren Schwester in St. Ursula in Brig. Tatsächlich gleicht meine jetzige Arbeit ein wenig dem, was ich schon damals an der Arbeit von Don Bosco bewundert hatte: Ich wohne mit den internen Schülerinnen unserer Schule im Internat, und ich bin für sie da, wenn sie mich brauchen. Unsere Diskussionen und Gespräche können bis in die Nacht dauern ... Von den 16- bis 20jährigen Mädchen fühle ich mich angenommen. Ich habe die Mädchen gern, und so verstehen wir uns in der Regel gut. Diese Aufgabe erfüllt mich ganz.

... sind oft wunderbar

Eigentlich seltsam, wie es dazu kam: Die erste Berufsberaterin fand, ich könnte Erzieherin werden. "Irgendwie" traute ich es mir nicht zu. Ich hatte aber auch keine Vorstellung davon. Ein zweiter Berufsberater schlug mir Köchin vor, und das konnte ich mir gut vorstellen. Im Kloster dann war ich während sieben Jahren Köchin - bis man im Internat eine Erzieherin brauchte. Und so kam ich nachträglich doch noch zur Erzieherinnen-Ausbildung.
Die erste Gruppe, die mir anvertraut wurde, trug den Namen "Bosco". Zufall? Ein bisschen bange war mir schon. Ob ich es mit so grossen Mädchen schaffte? Aber ich hatte ja Gehorsam gelobt, und so wollte ich es versuchen. Tatsächlich, ich schaffte es! Diese Erfahrung zeigte mir, dass Ordensgehorsam nicht immer schwer sein muss, sondern sogar zur persönlichen Erfüllung führen kann.
 
Sr. Modesta Derendinger

(Stand Jan. 2005)

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