Den Tag vor dem Abend loben!

Lobe den Tag schon vor dem Abend!
Dann empfängst du ihn nicht mit Misstrauen und Vorsicht, sondern mit dem Lob des Vertrauens, der Zuversicht, dann wird er so, dass du ihn am Abend mit Recht loben kannst.
Dann geschieht es mit dem Tag, wie es bei Menschen, oder wenigstens bei Kindern geht: sie werden das, wofür man sie hält.
Wohlan:
loben wird den Tag einmal vor dem Abend; sagen wir ihm:
    
Sei gegrüsst, Bote Gottes, kleines Kind der Ewigkeit unseres Gottes.
Sei gelobt, Stückchen Zeit, das kommt, um nicht anders unterzugehen, wenn es Abend ist, als in der Ewigkeit Gottes.
Sei gelobt, Tag an dem ich ein wenig abzahlen kann an den Schulden des Herzens und der Liebe, die ich bei andern habe,
Sei herzlich willkommen, du kleiner armer Tag, ich werde dich zu einem kleinen Kunstwerk machen, zu einem seligen ernsten Spiel des Lebens, worin alles mitspielt:
Gott, die Welt und mein Herz.

Meint ihr nicht, dass man den Tag am Abend sicher wird loben dürfen, wenn man ihn so betend am Morgen vor Gott gelobt hat?

Karl Rahner

 

 

 
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